Ein Leben ohne Tierprodukte: Wissenswertes rund um die vegane Ernährung
Der vegane Lebensstil ist in den vergangenen Jahren aus seinem vorherigen Nischendasein herausgetreten: Während es in der Vergangenheit nur wenige Veganer gab und das Angebot in Supermärkten und Restaurants entsprechend klein war, gibt es heute fast überall tierproduktfreie Alternativen. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum Menschen sich für eine vegane Lebensweise entscheiden. Dazu gehören in erster ethische, aber auch gesundheitliche und nachhaltige Motive.
Vegan: Was ist das eigentlich genau?
Mittlerweile liest man das Wort "vegan" immer häufiger. Im Kühlregal, beim Bäcker und in Bekleidungsgeschäften werden immer mehr Produkte mit dieser Bezeichnung versehen, denn sie zeichnen sich durch eine ganz bestimmte Eigenschaft aus: Für ihre Herstellung oder Verarbeitung werden keinerlei tierische Bestandteile verwendet. Damit geht der Veganismus noch um einiges weiter als der Vegetarismus. Vegetarier verzichten auf den Verzehr von Fleisch und Fisch, nehmen aber etwa Milch und Eier zu sich. Diese sind bei Veganern dagegen tabu, ebenso wie Honig, Wolle, Leder und viele weitere Produkte, die direkt oder indirekt von Tieren stammen.
Damit erstreckt sich der Veganismus nicht nur auf die Ernährung, sondern auf alle Lebensbereiche. Wer vegan lebt, muss beim Einkauf ganz genau hinsehen, denn oftmals verbergen sich tierische Bestandteile in Produkten, die auf den ersten Blick vegan erscheinen. Dabei kann es sich beispielsweise um Fruchtsäfte handeln, denen Gelatine zugesetzt wurde, oder auch um Äpfel, die mit einer Bienenwachsschicht überzogen sind. Da es immer mehr Veganer gibt, werden Lebensmittel, Kleidung, Schuhe und Möbel zur besseren Übersicht mit einem Vegan-Label versehen, das auf den ersten Blick verrät, ob die Artikel bedenkenlos verwendet werden können oder nicht.
Es gibt viele Gründe, warum Menschen vegan leben wollen
Wer sich dafür entscheidet, vollständig ohne den Konsum tierischer Produkte zu leben, hat dafür meist gute und triftige Beweggründe. In den meisten Fällen ist es der Wunsch, Tiere zu schützen und deren Ausbeutung in der Massentierhaltung zu minimieren. Es sind also oftmals ethische Grundsätze, die dazu führen, dass weder das Fleisch von Tieren, noch andere Tierprodukte verzehrt oder anderweitig verwendet werden. Fast ebenso häufig sind es aber auch besonders gesundheitsbewusste Menschen, die vor allem im eigenen Interesse vegan leben. Eine vegane Ernährungsweise gilt als gesünder und soll Wohlstandskrankheiten wie Diabetes, Übergewicht, hohen Blutdruck und Cholesterinproblemen vorbeugen. Darüber hinaus essen Veganer meist bewusster, allein schon deshalb, weil sie beim Kauf fertiger Nahrungsmittel auf die Inhaltsstoffe achten müssen. Aus diesem Grund wird häufiger frisch gekocht, was sich nachweislich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Nicht zuletzt spielen auch Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit eine Rolle, wenn es um eine vegane Lebensweise geht. Wer Lebensmittel bewusster konsumiert, wird dies wahrscheinlich auf andere Lebensbereiche ausweiten. Ein wachsendes Bewusstsein dafür, welche Materialien und Herstellungsprozesse den Planeten belasten und welche sich dagegen nachhaltig präsentieren, prägt dann den gesamten Lifestyle. Umfragen unter vegan lebenden Personen zeigen, dass es meist eine Kombination mehrerer der genannten Gründe ist, die letztendlich den Ausschlag dafür gibt, auf Tierprodukte zu verzichten.
Ist eine vegane Ernährung wirklich gesünder als andere Ernährungsformen?
Auch wenn sich der Veganismus grundsätzlich auf alle Lebensbereiche erstreckt, betrifft er in erster Linie doch die Ernährung, denn hier sind die meisten tierischen Produkte zu finden. Untersuchungen haben ergeben, dass ein Verzicht auf tierische Fette sich positiv auf die Gesundheit auswirkt: Es kommt in diesem Zusammenhang seltener zu verstopften Arterien, was wiederum positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System hat. Achten Veganer außerdem allgemein auf eine ausgewogene Ernährung, die etwa anstelle von stark verarbeiteten Lebensmitteln aus frischem Obst und Gemüse besteht, wird das Immunsystem gestärkt und der Verdauungstrakt entlastet. Darüber hinaus sind Veganer seltener übergewichtig. All dies gilt aber selbstverständlich nur, wenn sich vegan lebenden Personen tatsächlich gesund und ausgewogen ernähren. Wer zwar auf Tierprodukte verzichtet, dafür aber große Mengen Süßigkeiten oder Fast Food konsumiert, lebt nicht gesünder als jemand, der auch Fleisch und tierische Lebensmittel verzehrt. Ausgewogenheit ist bei jeder Ernährungsform essenziell, um den Körper mit allem zu versorgen, was er für eine gesunde Funktionsweise benötigt. Sogenannte Puddingveganer, die vornehmlich von Fertiggerichten und zuckerhaltigen Speisen leben, tun ihrer Gesundheit mit dem Verzicht auf tierische Inhaltsstoffe nichts Gutes. Vegan ist also keinesfalls automatisch gesund und gut für den Körper.
Vegan zu leben bedeutet schon längst keinen Verzicht mehr
Viele Menschen ziehen in Betracht, sich in Zukunft vegan zu ernähren, wissen aber nicht, ob sie dauerhaft ohne Fleisch, Fisch, Käse und Eier leben können. Die Zeiten, in denen Veganer vornehmlich Gemüse und Getreide zu sich nehmen konnten und die Ernährung sich tatsächlich recht eingeschränkt präsentierte, gehören aber schon länger der Vergangenheit an. Mittlerweile gibt es in jedem Café Milchalternativen aus Hafer oder Soja, in fast jedem Restaurant werden vegane Gerichte angeboten, und wer sich schon einmal genauer im Supermarkt umgesehen hat, der hat sicherlich die vielfältigen veganen Produkte entdeckt. Diese können nahezu alle fleischhaltigen oder anderweitig nicht-veganen Lebensmittel ersetzen. Zur Auswahl stehen Schnitzel, Burger, Currywurst und Salami, aber auch Käse, Quark, Fisch und Schokolade – alles aus rein pflanzlichen Zutaten. Fleischersatzprodukte bestehen etwa aus Soja, Seitan, Erbsenprotein, Ackerbohnenprotein oder Jackfrucht. Weder von der Konsistenz, noch vom Geschmack her unterscheiden sich die fertigen Produkte von ihren nicht-veganen Vorgängern – eben davon abgesehen, dass sie keinerlei tierische Inhaltsstoffen enthalten.
Wer heutzutage also vegan leben möchte, muss nicht befürchten, auf seine Lieblingsspeise verzichten zu müssen. Vegane Spaghetti Carbonara stehen ebenso zur Auswahl wie Cheeseburger, Cordon Bleu-Schnitzel und Schwarzwälder-Kirsch-Torten. Die Hersteller der entsprechenden Produkte sind in der Lage, den Geschmack täuschend echt nachzuahmen und so auch Nicht-Veganer zu überzeugen. Natürlich gibt es aber auch unter Veganern entscheidende Unterschiede, was die genaue Ernährungsweise angeht. Während manche gerne regelmäßig auf Fertiggerichte, Fast Food und Süßigkeiten zurückgreifen, bevorzugen andere frisches Gemüse und Obst sowie selbst zubereitete Gerichte. Rohveganer etwa verzichten auf das Erhitzen ihrer Lebensmittel, um ein Zerstören von Vitaminen und anderen wichtigen Inhaltsstoffen zu verhindern. Gemeinsam haben Veganer lediglich den Anspruch, keinerlei tierische Produkte zu konsumieren. Davon abgesehen gibt es sehr viele Unterschiede und Abstufungen.
Worauf sollten Einsteiger bei veganer Ernährung achten?
Der Einstieg in eine vegane Lebensweise kann heute ganz einfach gelingen, denn es gibt nahezu alle tierischen Lebensmittel auch in einer Variante ohne Tierprodukte. Dennoch sollten Menschen, die sich erstmalig dauerhaft vegan ernähren möchten, vorab informieren, wie sie ihren Körper auch mit rein pflanzlichen Produkten mit allen erforderlichen Vitaminen, Proteinen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgen können. Auch als Veganer spielt an dieser Stelle eine ausgewogene Ernährungsweise eine entscheidende Rolle. Wer Obst, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte in seinen Speiseplan integriert, sorgt dafür, dass es nicht zu Mangelerscheinungen kommt. Proteine können Veganer zum Beispiel sehr gut über Linsen, Bohnen, Kichererbsen oder auch über Tofu ebenso wie mithilfe von Fleischersatzprodukten zu sich nehmen.
Natürlich dürfen auch vegane Fertiggerichte, Fast Food und Süßigkeiten auf den Tisch kommen, aber ebenso wie bei einer nicht-veganen Ernährung eher selten und keinesfalls als Grundnahrungsmittel. Grundsätzlich ist es problemlos möglich, sich vegan zu ernähren, ohne dass es zu Mangelerscheinungen kommt. Besonders überwachen sollten Veganer aber ihren Vitamin B12-Spiegel. Dieses Vitamin kann in vielen Fällen nicht in ausreichender Menge über eine tierproduktfreie Ernährung aufgenommen werden. Es kann daher sinnvoll sein, Vitamin B12 über Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen. Eine Blutuntersuchung beim Hausarzt gibt Auskunft darüber, ob ein Mangel an Vitamin B12 oder auch an Eisen oder Kalzium besteht und ausgeglichen werden muss. Auf Wunsch kann auch ein veganer Ernährungsberater hinzugezogen werden, der auf anschauliche Weise über Rezepte, Lebensmittel und Abwechslungsreichtum informiert.
Vegan leben und Muskeln aufbauen: geht das?
Wer durch gezieltes Krafttraining Muskeln aufbauen möchte, nimmt eine erhöhte Menge an Proteinen zu sich, um das Muskelwachstum zu fördern. Dabei handelt es sich meist um tierische Eiweiße, die sehr gut dazu geeignet sind, die Muskeln zu stärken. Bodybuilder können sich aber durchaus auch vegan ernähren, ohne Abstriche beim Muskelaufbau machen zu müssen. Im Fachhandel sind entsprechende Proteinshakes und veganes Proteinpulver erhältlich, die keinerlei tierische Inhaltsstoffe enthalten. Die Basis stellen hier etwa Reis, Hanf und Erbsen dar, die zu einem Pulver verarbeitet werden und den Körper mit ausreichend pflanzlichem Eiweiß versorgen, um den Muskelaufbau zu fördern. Natürlich stehen auch hier zahlreiche Produkte in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen zur Auswahl. Untersuchungen zeigen, dass es für das Ergebnis keinen Unterschied macht, ob sich ein Bodybuilder vegan ernährt oder nicht. Ein gezielter Muskelaufbau kann mit dem richtigen Training und ausreichender Proteinzufuhr erreicht werden, ganz unabhängig davon, ob es sich um tierisches oder pflanzliches Eiweiß handelt. Das gilt natürlich auch für alle anderen Intensiv- und Leistungssportler, die sich für eine vegane Ernährung entscheiden.
Kleine Kinder vegan ernähren: Was spricht dafür und dagegen?
Die Entscheidung, in Zukunft eine vegane Lebensweise zu verfolgen, betrifft alle Lebensbereiche. Nicht selten möchten Veganer ihren Lifestyle auch auf Familienmitglieder wie Kinder oder Haustiere ausweiten. Dies sorgt immer wieder für kontroverse Diskussionen. Mediziner und Ernährungsexperten sind sich noch immer uneinig, ob eine rein pflanzliche Ernährung bereits für Babys und Kleinkinder geeignet ist. Gemäß der allgemein weit verbreiteten Annahmen brauchen Kinder tierisches Protein sowie tierische Fette, um zu wachsen und sich altersgerecht zu entwickeln. Vegan lebende Eltern sind dagegen der Ansicht, dass auch pflanzliche Produkte ausreichen, um eine gesunde Entwicklung ihres Kindes zu ermöglichen. Wer sich hierfür entscheidet, sollte sich unbedingt vorab genauestens informieren, was Kinder für ein gesundes Wachstum brauchen. Rücksprache mit dem Kinderarzt ist in jedem Fall sinnvoll, und auch hier kann wieder eine Ernährungsberatung für die ganze Familie hilfreich sein, um die Bedürfnisse des Kindes mit leckeren Rezepten und Gerichten zu verbinden. Etwa ab dem Grundschulalter ist der Nachwuchs selbst in der Lage, sich für oder gegen eine rein vegane Ernährung zu entscheiden. Möchte der Sohn oder die Tochter plötzlich Fleisch probieren, sollten Eltern dies nicht gleich verteufeln, sondern ihrem Kind die Entscheidungsfreiheit lassen. Mit Zwang erreichen Eltern bei ihrem Nachwuchs meist nur das Gegenteil, und das betrifft auch die Ernährungsweise.
Wie sieht es mit Haustieren aus: vegane Ernährung ja oder nein?
Während Kinder ab einem bestimmten Alter durchaus selbst entscheiden können, was sie essen wollen und was nicht, fressen unsere Haustiere natürlich das, was wir ihnen vorsetzen: Schließlich haben sie keine andere Wahl und müssen sich darauf verlassen, dass sie von ihren Haltern das Futter erhalten, das gut für sie ist. Immer häufiger kommt in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob es auch möglich ist, Hund, Katze und Co. rein pflanzlich zu ernähren. Auch hier gibt es sehr viele unterschiedliche Meinungen. Manche Tierärzte sind der Ansicht, dass eine vegane Ernährung für Hunde und Katzen durchaus möglich und sinnvoll ist, während andere an dieser Stelle von Tierquälerei sprechen. Es ist tatsächlich nicht einfach, Fleischfresser wie Katzen mit Produkten zu füttern, die nicht ihrer natürlichen Nahrung entsprechen. Wer hier nicht ganz genau weiß, was er tut, kann seinem geliebten Tier unabsichtlich schaden. Regelmäßige Kontrollen der Blutwerte, aber auch der Zähne und des Fells sind unbedingt anzuraten, um den Gesundheitszustand des Tieres zu überwachen und einen eventuellen Mangel an Nährstoffen, Vitaminen oder Proteinen auszuschließen. Wer aktuell mit keinem Haustier zusammenlebt, sich aber gerne eins anschaffen möchte, sollte bereits hier darauf achten, welche Nahrung das gewünschte Tier benötigt. Soll es unbedingt ein Hausgenosse sein, der ebenfalls vegan ernährt werden kann, empfehlen sich etwa Kaninchen oder Meerschweinchen: Diese beliebten Haustiere nehmen von Natur aus keine tierischen Produkte zu sich und ernähren sich stattdessen von Heu, Gemüse und Getreide.
Fazit: Vegane Ernährung liegt im Trend, ist aber viel mehr
Der vegane Lifestyle wird häufig als Trend bezeichnet. Tatsächlich ist er für Veganer aber viel mehr das als: Veganismus verbindet den Wunsch, Tiere zu schützen, mit einem verstärkten Bewusstsein für Nachhaltigkeit und kann sich durchaus positiv auf die eigene Gesundheit auswirken. Ein Selbstläufer ist eine vegane Ernährung aber keinesfalls: Wer sich auch als Veganer nicht ausgewogen und gesund ernährt, kann ebenso wie Fleischesser unter gesundheitlichen Problemen wie Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden. Einsteiger in den veganen Lebensstil sollten sich in den sozialen Medien, bei Freunden und Bekannten oder auch im Rahmen von Seminaren ausführlich darüber informieren, was es beim vollständigen Verzicht auf tierische Produkte zu beachten gibt. Das gilt noch einmal besonders, wenn auch Kinder und/oder Tiere mit im Haushalt leben und ebenfalls vegan ernährt werden sollen. Richtig durchgeführt kann eine vegane Lebensweise aber eine Bereicherung für das eigene Leben, die Umwelt und die Tierwelt darstellen.
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