Gesundes Essen - schmeckt nicht? Stimmt nicht!
Das Duell
Gesundes Essen schmeckt nicht. Oder doch vielleicht? Die Vorurteile gegenüber gesundem Essen sind leider bei vielen immer noch ziemlich übermächtig. Rein aus Gewohnheit ist die gute alte Hausmannskost, wie Wiener Schnitzel und Pommes, fast nicht zu schlagen. Das Duell geht fast immer zugunsten der Hausmannkost aus. Experten wissen jedoch, dass richtig gesundes Essen auch richtig gut schmeckt.Diätologin Angelika Kirchmaier im Interview
ISSGesund hat zu diesem Thema die aus Radio Tirol bekannte Expertin Frau Angelika Kirchmaier (Diätologin) befragt und ist zu einer interessanten Expertise gelangt.Schluss mit dem Vorurteil
ISSGesund: Warum sind die Vorurteile gegenüber dem Geschmack von gesundem Essen immer noch weit verbreitet? Frau Kirchmaier: Weil wir "gesundes Essen" oft falsch interpretieren. Gesundes Essen hat nichts mit Bergen an Rohkost, haufenweise Körndlfutter (Anmerkung: Wir sind keine Hühner), staubtrockenem Vollkornbrot, das an den Staub im Staubsaugerbeutel erinnert und null Süßem zu tun.Nur Gemüse und Körndlfutter?
ISSGesund: Besteht gesundes Essen wirklich nur aus fadem Gemüse und Körndlfutter? Frau Kirchmaier: Nein, ein gesundes Essen kann genauso ein Schweinebraten sein. Es kommt ausschließlich auf die Dosis, Kombination und Herkunft an. Zum Beispiel raubt Ihnen eine XXL-Pizza einmal im Monat am Abend genossen maximal den Schlaf, nicht aber die Gesundheit. (Vgl. Buch Xundheit - Genießen leicht gemacht)Tofu statt Fleisch?
ISSGesund: Wie kann man Ihrer Meinung nach Leute am besten davon überzeugen, dass gesundes Essen richtig gut schmeckt? Einem Fleischtiger Tofu oder Gemüselaibchen zu servieren, das funktioniert ja wirklich nur in Ausnahmefällen! Frau Kirchmaier: Sie haben Recht. Ständig Tofu und Gemüselaibchen locken nicht einmal mich zum Tisch. Gesundes Essen funktioniert nur, wenn es in die Alltagsgerichte integriert wird. Beispiel Lasagne: Bechamel ohne Fett zubereiten, einen Teil vom Fleisch durch Gemüse ersetzen , bei Frittiertem die Tricks des fettarmen Frittierens anwenden, bei cholesterinreichen Gerichten Cholesterinbinder einbauen, z.B. Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren als Cholesterinbinder etc. Also es kommt auf die geschickte Kombination und wie schon eingangs erwähnt auf die Dosis und Herkunft der Zutaten an. Verzicht ist meiner Meinung nach "out". Gesunder Genuss "in". Wenn Sie nur auf scheinbar gesunden Lebensmitteln herumnagen, wo bleibt dann der Genuss? Und wo Ihre Tradition? Wollen Sie die hervorragenden heimischen Lebensmittel den weit gereisten vorziehen, nur weil in diesen Lebensmitteln vielleicht ein paar Kalorien weniger stecken und sie im Moment modern sind? Abgesehen davon, passen die meisten traditionellen Gerichte sehr wohl in die Gesundheitsküche!Unkomplizierte Zutaten
ISSGesund: Warum haben Sie in Ihrem neuen Buch besonders darauf wertgelegt, dass die Zutaten für die Rezepte nicht allzu exotisch sind? Frau Kirchmaier: Weil ich möchte, dass JEDER die Rezepte nachkochen kann und nicht für den Einkauf der Zutaten in der halben Welt herumgondeln muss. Zudem sollten die Zutaten leistbar sein. Das gewinnt bei den derzeitig steigenden Lebensmittelpreisen immer mehr an Bedeutung.Tipp von der Expertin...
ISSGesund: Haben Sie für uns noch einen Spezial-Tipp, so quasi als Motivationsschub? Frau Kirchmaier: Verlassen Sie sich auf Ihren Hausverstand! Alles was skurril, futuristisch oder wie auch immer klingt, gehört in die Welt des Science fiction. Wenn Sie in die Welt des gesunden Essens einsteigen möchten, dann beginnen Sie mit dem Genuss. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Essen. Damit meine ich nicht, dass Sie jedes Mahl in einer 5stündigen Zeremonie zelebrieren sollen, sondern dass Sie sich für jedes Essen hinsetzen. Kauen Sie gut, damit der Geruch des Essens frei wird und über den Rachen in die Nase aufsteigen kann. 80 % des Geschmacks verdanken Sie dem Geruch! Essen Sie Junk food einmal genüsslich, mit viel Kauen, Geruchsentwicklung... Sie werden sehen, wie ekelig das auf einmal schmeckt. Also allein durch das Genießen beim Essen, reguliert sich schon ein Großteil der Lebensmittelauswahl von selber. Wenn Sie dann noch tiefer in die Welt des gesunden Genießens einsteigen möchten, dann steigen Sie um auf "Xund kochen" entweder in Theorieform im Buch oder bei einem meiner Kochkurse. Ich wünsche Ihnen einen "xunden" Appetit! Infos zur Person: Die Diaetologin, dipl. ernährungsmedizinische Beraterin, Touristikkauffrau und Gesundheitswissenschafterin i.A. Angelika Kirchmaier ist durch die wöchentlichen Ernährungs- und Kochtipps auf Radio Tirol seit 2001 bekannt. Sie veranstaltet Vorträge und Seminare für professionelle wie private Anwender im In- und Ausland und gibt ihr Wissen in Ausbildung und Lehre u.a. als Fachhochschullektorin an der Fachhochschule für Diaetologie, der Europaakademie an der privaten Universität Hall, als Dozentin an der pädagogischen Hochschule und am Wirtschaftsförderungsinstitut weiter. Mehr Infos unter www.angelika-kirchmaier.atWeitere interessante Artikel