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Was enthält ein Hähnchengewürz?
Wie bei vielen Gewürzmischungen gibt es keinen einheitlichen Standard und so kann jeder Anbieter selbst entscheiden, welche Zutaten in sein Hähnchengewürz gehören. Noch gravierender ist die Tatsache, dass es sich nicht immer um eine Gewürzmischung handeln muss.
Rechtliches zu Gewürzen
Das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch listet in erster Linie lediglich die Substanzen auf, die in einem Lebensmittel nicht enthalten sein dürfen. Im Deutschen Lebensmittelbuch (DLMB) finden sich Leitsätzen, die Herstellung, Beschaffenheit und Merkmale von Lebensmitteln beschreiben. Hähnchengewürz kann nach diesen Vorgaben zu den Gewürzmischungen, den Würzsoßen, den Würzmischungen und den Gewürzzubereitungen sowie den Gewürzsalzen gehören.
Würzmischung, Gewürzmischung und Co
Kaum ein Konsument hat eine Vorstellung über die Unterschiede zwischen Gewürzmischung, Gewürzpräparaten (Gewürzzubereitung) und Würzmischung. Die meisten gehen davon aus, dass es sich lediglich um Synonyme handelt. Das ein Hähnchengewürzsalz keine Gewürzmischung ist, liegt dagegen auf der Hand. Aber was genau ist der Unterschied?
Eine Gewürzmischung ist eine reine Mischung aus verschiedenen Gewürzen. Dies sind meist getrockneten Pflanzenteilen wie Blättern, Blüten, Rinde, Wurzeln, Früchten oder Saft.
Gewürzpräparate ähneln den Gewürzmischungen. Sie müssen nur 60 % Gewürze enthalten, der Rest sind Gewürzaromen und weitere geschmacksgebenden Zutaten. In der Praxis bedeutet dies, dass auch Salz, Zucker und technologisch notwendige Stoffe darin sind.
Als Gewürzsalz gilt nach dem Deutschen Lebensmittelbuchs ein Produkt, das mindestens 40 Prozent Salz und 15 Prozent Gewürze enthält. Außerdem erlaubt das Gesetz auch Aromen und Geschmacksverstärker in den Salzen.
Würzmischungen sind feste oder flüssige Erzeugnisse. Sie bestehen überwiegend aus Geschmacksverstärkern, Speisesalz, verschiedenen Zuckerarten oder anderen Trägerstoffen. Diese Produkte nennt der Handel oft Speisewürze. Rechtlich handelt es sich um würzende Zutaten. Die Grundsubstanz sind meist eiweißhaltigen Rohstoffe wie Sojaschrot, das chemisch verändert wurde. Unter diesem Begriff lässt sich nahezu jedes Gemisch, das den Geschmack eines Gerichts verändert anbieten.
Würzsalz ist im Lebensmittelbuch nicht erwähnt. Es ist als Würzmischung zu betrachten.
Das sind Aromen, Extrakt und Geschmacksverstärker
Gewürzextrakte und Aromen dürfen in Gewürzpräparaten, Würzmischungen und Gewürzsalz enthalten sein.
Als Aroma zählen Stoffe, die einen typischen Geschmack oder Geruch aufweisen. „Natürliches Chiliaroma“ im Hähnchengewürz beispielsweise muss zu 95 % aus Chili bestehen und darf Extrakte oder Aromastoffe, die nicht von dieser Pflanze stammen enthalten. „Natürliches Chiliaroma mit anderen natürlichen Aromen“ heißt, dass der Anteil an Chili unter 95 % liegt.
„Natürliche Aromastoffe“ entstehen aus pflanzlichem, tierischem oder mikrobiologischem Material, beispielsweise Hefen, die durch Destillation und Extraktion, enzymatische oder mikrobiologische Prozesse verändert wurden. Sie müssen in der Natur nachgewiesenermaßen vorkommen.
„Natürliches Aroma“ enthält natürliche Aromastoffe oder Aromaextrakte, aus verschiedenen Ausgangsstoffen.
Extrakte sind Auszüge oder Destillate von Gewürzen. Sie enthalten nicht alle Komponenten des Ausgangsprodukts.
Als Geschmacksverstärker gelten Einzelstoffe, die mit einer E-Nummern E 6xx bezeichnet werden müssen. Sie binden sich direkt an Rezeptoren der Geschmacksknospen und sind neben süß, sauer, salzig und bitter ein fünfter Geschmack. Dieser trägt den Namen Umami.
Mischprodukte mit einem hohen Anteil an Aminosäuren, Hydrolysaten von Proteinen oder Aromen zählen nicht als Geschmacksverstärker. Hefeextrakt zählt daher als würzende Zutat. Auf dem Produkt darf daher vermerkt sein, dass es ohne Geschmacksverstärker sei.
Vorteile der fertigen Mischungen
Natürlich kann jeder sein Hähnchen mit verschiedenen reinen Gewürzen verfeinern oder sich eine entsprechende Mischung zusammenstellen. Im Internet finden sich zahlreiche Rezepturen, mit denen dies auch einem Kochneuling gelingt. Dies setzt allerdings voraus, dass eine Vielzahl von Gewürzen zur Hand ist. Größere Vorräte an Gewürzen lohnen sich für kleinere Haushalt nicht. Außerdem wer möchte schon 6 oder 8 Zutaten kaufen, wenn es die Option gibt eine fertiges Hähnchengewürz zu erwerben.
Hähnchengewürz ist darüber überaus vielseitig einzusetzen. Es ist nicht nur die perfekte Würze für alle Arten von Geflügel. Auch andere Fleischsorten lassen sich ausgezeichnet mit diesem Gewürz verfeinern.
Hähnchengewürz – diese Mischungen sind üblich
Paprikapulver und Curry geben dem Hähnchengewürz die typische Farbe und das Aroma. Curry ist eine Gewürzmischung, die in der Regel aus Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel, schwarzem Pfeffer und Bockshornklee besteht. Die Farbe dieses Gewürzes rührt vom Kurkuma her. Je nach Hersteller kann Curry und damit das Hähnchengewürz auch Ingwer-, Knoblauch-, Fenchel-, Zimt-, Nelken-, Kardamom-, Senf-, Muskatnuss-, Muskatblüte-, Paprika- und Cayennepfefferpulver enthalten. Viele Hersteller geben statt Curry die einzelnen Zutaten an.
Hähnchengewürze enthalten oft Zucker, da dieser beim Grillen oder Braten karamellisiert und für eine schöne braune Farbe sorgt. Auch Salz ist oft enthalten. Einige Hersteller setzen Glutamat oder Hefeextrakt als Geschmacksverstärker ein.
Guter Geschmack heißt nicht gute Qualität
Durch Kantinenessen und Fertiggerichte haben sich viele Menschen an Nahrungsmittel gewöhnt, die mit künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern zubereitet wurden. Heute lehnen Kinder nachweislich einen Joghurt mit frischen Erdbeeren ab, wenn sie sich an Produkte mit Erdbeeraroma gewöhnt haben. Übertragen auf Hähnchengewürz bedeutet dies, dass Gewürzsalze Würzmischungen und Gewürzzubereitungen oft als deutlich schmackhafter empfunden werden als eine hochwertige Gewürzmischung.
Manche Hersteller bemühen sich, Würze herzustellen, die an den Geschmack der Produkte bekannter Fastfoodketten erinnern. Diese erscheinen unaufgeklärten Verbrauchern daher leider oft als das beste Hähnchengewürz. Folglich sind Bewertungen im Internet mit Vorsicht zu betrachten. Ein „schmeckt super“ heißt oft, dass es sich um eine Würzmischung handelt, die einen bekannten „Fastfood-Geschmack“ erzeugt.
Besonders Hähnchengewürze, die mit Zusatzbezeichnungen wie „Grill“, „BBG“, „Bayrische Brathändl“ oder ähnliches angepriesen werden, sind oft Würzsalze, die wenig echte Gewürze enthalten, dafür aber Zucker und Salz. Diese Mischungen sind sehr beliebt, weil sie äußerst schmackhaft sind. Besser gesagt an den gewohnten Geschmack der Hähnchengerichte vom Imbissstand erinnern.
Gute Gewürzmischungen heben das natürliche Aroma eines Gerichts hervor, statt den Geschmack zu verfälschen.
Auf die Inhaltsangaben achten
Die Zutaten stehen nicht in beliebiger Reihenfolge auf dem Etikett. Sie sind entsprechend dem Anteil an der Mischung aufgeführt. In der Tabelle sind einige Beispiele aufgeführt. Die Angaben beruhen auf dem Inhalt willkürlich ausgewählter Produkte.
| Gewürzart | Zutaten | Hauptzutat | Anmerkung |
|---|---|---|---|
Gewürzmischung |
Paprika, Pfeffer, Zwiebel, Knoblauch, Thymian, Selleriewurz, Majoran, Bohnenkraut, Petersilienblätter, Oregano, Muskat | Die Hauptzutat ist Paprika, gefolgt von Pfeffer. | Hochwertiges Produkt: Es enthält keine Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe, künstliche Farbstoffe, Zucker/Dextrose oder Salz. |
| Gewürzzubereitung | Paprika, Pfeffer, Meersalz, Rosmarin, Bohnenkraut, Thymian, Zwiebeln, Curcuma, Koriander, Senfmehl, Dextrose, Cumin, Trennmittel E551 Kieselsäure | Die Hauptzutat ist Paprika, gefolgt von Pfeffer. Es ist aber auch Salz, Zucker und ein Trennmittel enthalten. | Recht gute Zubereitung. Das Trennmittel hält das Hähnchengewürz rieselfähig und ist nötig, da Zucker und Salz Wasser anziehen. |
| Gewürzzubereitung | Salz, Paprika edelsüß, Chili, Erythrit, Zwiebel, Lauch, Koriandersamen, Knoblauch, Kreuzkümmel, Salbei, Zitronenschalen | Die Hauptzutat ist Salz | Eine weniger gute Zubereitung, denn Salz ist billig, damit enthält das Produkt deutlich günstigere Zutaten. Erythrit ist ein natürliche Süßmittel. |
| Hähnchengewürzsalz | Meersalz, Traubenzucker, Speisewürze, Naturgewürze, natürliche Gewürzextrakte und reine, ätherische Gewürzöle, Chiliaroma | Dieses Produkt enthält überwiegend Salz und Zucker | Eine abenteuerliche Zusammensetzung, die mit natürlichen Gewürzen kaum etwas gemeinsam hat. |
| Hähnchenwürze | Gewürze (Zwiebel, Knoblauch, Kurkuma, Chiliflocken, Piment, Ingwer), Meersalz, Rohrzucker, getrocknete Speisewürze | Die Hauptzutat eine Gewürzmischung | Da der Hersteller als Hauptzutat Gewürzmischung angibt, darf er die Gewürze an den Anfang stellen. Würde er die Gewürze einzeln angeben, stünde Salz und Maltodextrine (ein Zucker) noch vor den Gewürzen |
Besonders das letzte Beispiel zeigt, wie bei den Inhaltsangaben getrickst werden kann. Das Produkt könnte nur 26 Prozent Gewürze enthalten, der Rest sind andere Zutaten.
Der Zusatz „BIO“ besagt wenig über die Qualität. Salz und Zucker können darin enthalten sein. „BIO“ bezieht auf den Anbau und besagt das alle Zutaten aus biologischem Anbau stammen. Auch dürfen verschieden Zusätze die Konservierungs- und Rieselmittel nicht verwendet werden.
Tipps für den Einkauf von Hähnchengewürz
Natürlich muss jeder Verbraucher selbst entscheiden, ob er den „künstlichen“ Geschmack, der in Kantinen, in den meisten Fertiggerichten und bei vielen Fastfoodketten vorherrscht, in der eigenen Küche imitieren will. Reine Gewürze ohne Süße und Geschmacksverstärker sind eindeutig hochwertiger, können diesen Geschmack aber nicht liefern.
Zu bedenken ist auch, dass Salz und Zucker äußerst billige Zutaten sind, die ohnehin in jedem Haushalt vorrätig sind. Eine Gewürzzubereitung bis zu 40 % aus Salz besteht und Zucker enthält, ist in der Herstellung weitaus günstiger als eine Gewürzmischung. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei Letzteren daher in der Regel weitaus besser, da sich darin ausschließlich teure und hochwertige Gewürze befinden. Verbraucher zahlen für Zucker und Salz in den Mischungen einen hohen Preis.
Der Griff zu einem Produkt ohne Salz, Zucker, Hefeextrakt oder Glutamat eine gute Entscheidung. Produkte wie Zucker und Salz sollten sparsam nach Bedarf eingesetzt werden. Hefeextrakt und Glutamat sind für ein natürliche Würzen überflüssig.
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